Davide Venier 02 - Der Knochenraub von San Marco by Maiwald Stefan

Davide Venier 02 - Der Knochenraub von San Marco by Maiwald Stefan

Autor:Maiwald, Stefan [Maiwald, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft
veröffentlicht: 2017-12-07T23:00:00+00:00


Kapitel 14

Champagner

Davide faltete den Brief, den der Bote gebracht hatte, zusammen. »Der Karneval muss noch ein wenig auf uns warten«, verkündete er beim Frühstück.

Hasan blickte erschrocken auf. »Was meint Ihr damit?«

»Wir werden auf eine neue Reise geschickt.«

Der Erzbischof ahnte, was geschehen war. »Ein neuerlicher Reliquiendiebstahl?«

Davide nickte. »In Paris.«

»Paris?« Der Erzbischof seufzte. »Dann kann es sich nur um die Dornenkrone Christi handeln.«

Davide antwortete nicht und blickte in den dunkelgrauen Himmel. Hasan erriet seine Gedanken. »Das Wetter lädt nicht gerade zum Reisen ein. Wir sollten baldmöglichst aufbrechen.«

»Immerhin müsst Ihr diesmal keine Berge überqueren, und die Wege nach Frankreich sind gut, oft noch aus der Zeit der alten Römer, nicht so verschlammt wie hier«, sagte der Erzbischof.

»Wie viele Tage werden wir brauchen?«, fragte Davide.

»Nicht mehr als fünf oder sechs, je nach den Launen des Wetters, versteht sich. Aber nehmt meine Kutsche. Eure Pferde können sich ausruhen, und Ihr reist bequemer.«

»Diese Offerte ist wirklich außergewöhnlich großzügig, doch wir können sie kaum annehmen, bleiben wir doch möglicherweise mehrere Wochen fort.«

»Ihr würdet mir jedoch einen großen Gefallen tun, wenn Ihr meinen Vorschlag akzeptiertet.«

Gerade kam Cornelia von den Ställen, wo sie die Hufe der Pferde neu beschlagen hatte, machten doch die winterlichen Wege andere Eisen notwendig. Davide winkte sie zu sich.

»Unser Weg führt uns noch nicht direkt zurück nach Venedig. Wir werden für eine Weile nach Paris müssen, der Hauptstadt des Frankenreiches. Begleitet Ihr uns dennoch?«

»Wenn ich Euch keine Last bin, komme ich gern mit, bin ich doch ganz ohne Heimat«, antwortete Cornelia.

»Wir können Euch gut gebrauchen, und es wäre uns eine Freude.«

Nach herzlichem Abschied von dem Erzbischof machten es sich Davide, Hasan und Cornelia in der vierspännigen Kutsche bequem, die bereits nach ungarischer Art gefedert war, was Davide wohlwollend registrierte. Tatsächlich würde die Fahrt recht komfortabel werden, zumal die Sitze überreichlich mit Gänse- und Entendaunen gepolstert waren. Der Kutscher, ein gemütlicher, stets gut gelaunter Deutscher, hatte einen mürrischen Reitknecht mit auf dem Bock, der nie sprach, nicht einmal grüßte und auch jeden Blickkontakt vermied. Davide behielt den merkwürdigen Burschen fürs Erste im Auge.

An den Wegen standen Mönche und besprengten die Reisenden mit Weihwasser, dafür erwarteten sie ein Almosen. Bettelnde Kinder hielten Rosenkränze empor und versprachen, für eine kleine Spende sämtliche Gebete zu sprechen, die den Reisenden nutzen könnten.

Nach zwei knapp verhinderten Überfällen, einem Achsbruch, einer Magenverstimmung von Hasan, die zu häufigem außerplanmäßigem Anhalten zwang, einem heftigen, stechend kalten Regenschauer und eher unterdurchschnittlichen Herbergen auf der Strecke erreichte die Kutsche nach vier Tagen Reims. Man besuchte die Kathedrale, bestaunte die gewaltige Fensterrose und die Königsgalerie mit ihren unzähligen Statuen. Zur Nacht aber begab man sich auf Empfehlung des Kölner Erzbischofs in die Benediktinerabtei Hautvillers in der sogenannten Champagne.

Die dortigen Mönche, allesamt wohlbeleibt und mit glänzenden Gesichtern, empfingen die noblen Gäste äußerst herzlich. Es dämmerte schon, doch der Schneeregen, der die Reisenden von Reims bis hierher begleitet hatte, ließ nach, und bald erschienen ein zunehmender, beinahe voller Mond und blitzende Sterne am Himmel. Fleißige Helfer, junge Mönche noch ganz ohne Bartwuchs, kümmerten sich sofort um die Pferde, schirrten sie aus und brachten sie in die Stallungen, wo sie fürstlich versorgt wurden.



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